Gute Arbeit sichern, Demokratie und betriebliche Partizipation verteidigen

17.05.2024 | Erfurt – Hinter dem Umformtechnik Spezialisten und Pressenhersteller Schuler liegt ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordumsatz. Trotz der guten Wirtschaftslage will das Unternehmen jedoch weitere Produktion ins Ausland verlagern und Arbeitsplätze am Standort abbauen. Etwa 100 der rund 430 Arbeitsplätze am Standort in Erfurt sollen abgebaut werden. Obwohl das Unternehmen auf ihrer Webseite händeringend Fachkräfte sucht.

Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Mitte, machte am heutigen Dienstag (21.05.) vor Ort im Werk gegenüber dem Management deutlich, dass die IG Metall und der Betriebsrat dies nicht hinnehmen und alles erdenkliche tun werden, um das zu verhindern. Immer wieder müsse die IG Metall feststellen, dass Unternehmen den Wandel der Produktion missbrauchen, um einen längst gehegten Arbeitsplatzabbau umzusetzen. „Das Ziel ist in der Regel das gleiche: Löhne runter, Profite rauf. Eine Entwicklung die auf Dauer die soziale Marktwirtschaft und die Demokratie untergrabe. Wer von seiner Arbeit nicht mehr leben kann, zweifelt irgendwann am System. Dafür tragen die Arbeitgeber eine Verantwortung. Ich erwarte deutlich mehr Engagement von den Arbeitgebern für Demokratie und Mitbestimmung,“ betonte Jörg Köhlinger im Gespräch mit der Werksleitung in Erfurt.

 

Ilko Vehlow, Geschäftsführer der IG Metall Erfurt: „Über Jahre hinweg verzeichnen wir bei Schuler Pressen in Erfurt Personalabbau. Die letzte große Restrukturierungsmaßnahme wurde erst 2022 abgeschlossen. Stück für Stück verabschiedet sich die Tradition der Umformtechnik aus Erfurt. Nur der Rendite wegen ist wieder ein Personalabbau geplant. Wenn Arbeitnehmende nur noch als Kostenfaktor angesehen werden, ist das eine Gefährdung an den Glauben der Demokratie in Deutschland. Wir werden als IG Metall Erfurt um den Erhalt der Arbeitsplätze in Erfurt kämpfen!“

 

Stefan Mogk, Betriebsratsvorsitzender Schuler Pressen am Standort Erfurt: „Das Spitzenmanagement, getrieben vom Unternehmenseigner Andritz, macht seit Jahren nichts anderes als den Ausverkauf eines deutschen Traditionsunternehmens. Forschung und Entwicklung findet kaum statt, wie auch, wenn Engineering getrennt von Produktion stattfindet. Man fokussiert sich zu sehr auf die Automobilindustrie und nutzt bestehende Ressourcen zu wenig. Es herrscht Ideenlosigkeit und der Glaube an den deutschen Maschinenbau fehlt. Unternehmenskodex, wie soziale Verantwortung wird nicht gelebt, sondern steht nur auf dem Papier. Demokratie im Betrieb wird als notwendiges Übel angesehen. Im Grundgesetz steht Eigentum verpflichtet, dieser Verpflichtung will man sich gegenüber den Beschäftigten entziehen.“

 

Das demokratische System der Bundesrepublik basiert auf Teilhabe und Wohlstand. Die soziale Marktwirtschaft ist das Fundament der Demokratie. Wenn die Menschen den Eindruck haben, dass alles dem Profit untergeordnet wird, wenden sie sich ab. Dies zu verhindern sei Aufgabe der Politik, der Gewerkschaften und der Arbeitgeber gleichermaßen. Auch die Arbeitgeber könnten sich nicht einfach zurücklehnen. Auch Sie tragen dafür Verantwortung, dass es nach der Landtagswahl in Thüringen im September weiterhin demokratisch im Land zugehe, so Köhlinger.

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